Am 29. Juni feierte der Kreis-Chorverband Ahrweiler im Helmut-Gies-Bürgerzentrum in Ahrweiler sein 75-jähriges Bestehen mit einem Chorkonzert zum Jubiläum, unter der Schirmherrschaft von Landrätin Cornelia Weigand. Ursprünglich für März geplant, musste das Konzert aufgrund eines Wasserschadens verlegt und neu organisiert werden, weil einige der Chöre zum neuen Termin bereits anders geplant hatten.
Vorsitzender Günter Nerger zeigte sich besonders erfreut, dass das Jubiläum in jenem Jahr stattfand, in dem die menschliche Stimme von den Landesmusikräten zum ‚Instrument des Jahres‘ erklärt wurde – ein Symbol für den Ursprung aller Musik. „Als ältestes Instrument der Menschheit ist unser Körper ein faszinierender Klangkorpus für die Singstimme. Die Stimme macht etwas mit uns und singen kann man überall, natürlich auch gemeinsam in einem Chor“, sagte Nerger bei der Eröffnung des Abends.
Nach der Begrüßung der Gäste und Ehrengäste, unter ihnen Schirmherrin Cornelia Weigand und der Präsident des Chorverbands Rheinland-Pfalz, Karl Wolff, überließ Nerger die Bühne den 18 Kindern des Lützinger Lichterchors aus Brohl-Lützing. Der Chor leitete mit sichtbarer Freude und einer Prise Lampenfieber den Nachmittag ein. Zwei junge Sängerinnen aus der zweiten und dritten Klasse moderierten selbstbewusst den Chorauftritt. Das Publikum belohnte die jungen Chormitglieder mit anhaltendem, herzlichen Applaus – es war ein Moment voller Stolz, Freude und gemeinsamer Begeisterung für die Chormusik.
Besonders bewegend wurde es, als Chorleiterin Doris Lemjinger die Anwesenden zum gemeinsamen Singen einlud: Bei ‚Stääne‘ von den Klingelköpp vereinten sich viele Stimmen zu einem emotionalen Höhepunkt des Tages. Denn als die Stimmen den Saal füllten und das kölsche Lied durch den Raum klang, verband sich alles in einem bewegenden Moment, getragen von Emotion und musikalischer Verbundenheit, zu einem echten Gänsehaut-Erlebnis.
Landrätin Weigand, die gerne die Schirmherrschaft übernommen hatte, erinnerte in ihrem Grußwort an Friedrich Nietzsche: „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.“ „Dieses Zitat bringt auf den Punkt, wie essenziell Musik für unser Leben ist. Sie verleiht unseren Gefühlen Ausdruck, schafft Verbindungen und schenkt uns Momente der Freude und Inspiration“, sagte sie – bevor sie eine Ehrenurkunde und gut gefüllten Umschlag an den Vorsitzenden Nerger übergab.
Es folgte die Chorgemeinschaft der Kirchenchöre aus Wershofen und Schuld, die dankenswerterweise für den Ersatztermin eingesprungen war. Unter der Leitung von Jori Schulze-Reimpell überzeugten sie mit ‚Amazing Grace‘ und der ‚Eifel-Hymne‘ auch im weltlichen Fach. Damit war dem Chor der dankbare Applaus der Gäste sicher.
Auch der Präsident des Chorverbands Rheinland-Pfalz, Karl Wolff, ergriff das Wort. In seinem launigen Gruß dankte er den Verantwortlichen des Kreis-Chorverbands und würdigte die Arbeit aller Beteiligten. Abschließend überreichte er Günter Nerger die Ehrenurkunde zum Jubiläum des Kreis-Chorverbands.
Die Chorgemeinschaft Ahrweiler-Walporzheim hatte sich ebenfalls kurzfristig und gerne zur Teilnahme bereit erklärt. Unter Leitung von Wilfried Schäfer überzeugte sie mit einem abwechslungsreichen Programm, das von Schuberts ‚Im Abendrot‘ bis zum englischen Titel ‚Take My Life‘ reichte. Hierzu sang der erste Tenor Detlef Schäfer die umfangreichen Solopartien.
Nach einer Pause bei guten Gesprächen und einem nicht minder guten Tropfen aus dem Ahrtal, servierte der Männerchor Bölinger Liederkranz unter der temperamentvollen Leitung von Raimund Jacobs sein Programm – wie gewohnt auswendig gesungen. Titel wie „Amoi seg’ ma uns wieder“ in steierischem Dialekt oder ‚MGV Concordia‘ op kölsch gesungen, ließen das Publikum mitgehen. Der Chor Liederkranz Ahrbrück kam auf die Bühne hinzu und setzte, ebenfalls unter Jacobs’ Leitung, mit ‚Über den Wolken‘ und ‚Über sieben Brücken musst Du geh’n‘ weitere chormusikalisch-klangvolle Akzente.
Zum Abschluss dieses Konzertblocks ehrten Karl Wolff und Wilfried Schäfer, im Beisein von Günter Nerger, den Chorleiter Raimund Jacobs für 40 Jahre Chorleitung im Chorverband Rheinland-Pfalz. Schäfer hielt eine launige Laudatio mit persönlichen Erinnerungen aus den vergangenen 40 Jahren, Wolff überreichte die Urkunde des Chorverbands Rheinland-Pfalz an den Chorleiter. Auch die Vorsitzenden seiner beiden Chöre aus Ahrbrück und Bölingen, Rita Löhndorf und Ingo Krämer, bedankten sich mit einer kleinen Geste – ein paar guten Tropfen aus der Region. Jacobs revanchierte sich mit Dankesworten für das Vertrauen und die gute Zusammenarbeit.
Ein letztes Mal kehrte die Chorgemeinschaft Ahrweiler-Walporzheim auf die Bühne zurück. Mit vier weiteren Liedern, darunter der frisch eingeprobte Alt-Wiener Schlager ‚Im Prater blüh’n wieder die Bäume‘ von Robert Stolz, begleitet von Harald Meyer am Klavier, fand das Konzert seinen Ausklang.
Nach einem kurzen, aber bewegenden Schlusswort von Günter Nerger lud Kreis-Chorleiter Wilfried Schäfer das Publikum zum gemeinsamen Singen ein. Er setzte sich ans Klavier und spielte die ersten Takte und das Volkslied ‚Kein schöner Land‘ erklang zum Abschluss, zu dem alle Anwesenden aufstanden. Dieser kollektive Moment zeigte, worum es beim Singen im Chor grundsätzlich geht: um Gemeinschaft, Klang, Gefühl.
Gegen 19:30 Uhr endete ein anspruchsvolles Chorkonzert, das den Gästen eindrucksvoll die Vielfalt, die Qualität und den Facettenreichtum der Chöre und der Chormusik im Kreis Ahrweiler präsentiert hatte. Es war ein Abend zwischen klassischer Chorliteratur, Rock-, Pop- und Musical, mit frischen Kinderstimmen, gestandenen Männer- und klangvollen gemischten Chören, gewürzt mit einer Prise der nahen kölschen Lebensart.