Die Chöre Wormser Kammerensmble, Ensemble Chordial Mainz und der Mozartchor Speyer bei der gemeinsamen Probe mit Komponist Enjott Schneider in Worms. Foto. D. Königshausen
Die Chöre Wormser Kammerensemble, Ensemble Chordial Mainz und Mozartchor Speyer bei der gemeinsamen Probe mit Komponist Enjott Schneider in Worms. Foto: D. Kaiser

Von Sturmwind und Friedenssehnsucht

UNESCO-Welterbe SchUM konzertant mit drei Chören. Nach der Uraufführung in Speyer, am 8. November in Worms und am 9. November in Mainz.

Teilen:

Mit einer gemeinsamen Probe dreier Chöre aus den SchUM-Städten Speyer, Worms und Mainz hatte am letzten August-Wochenende die heiße Phase der Vorbereitungen zu einem außergewöhnlichen Konzertprojekt begonnen, das in Speyer bereits seine Uraufführung hatte und vom Publikum gefeiert wurde. Jeweils um 18:00 Uhr werden die Chorkonzerte nun am 8. November in der Dreifaltigkeitskirche zu Worms und am 9. November in der Christuskirche zu Mainz gegeben.

Ein an- und abschwellendes Fauchen, Rauschen und Pfeifen zog durch den Saal des Gemeindezentrums St. Peter in Worms-Herrnsheim. Das ist der Sturm, den der Prophet Elias bei seiner Gotteserscheinung am Berg Horeb erlebt. Die rund 120 Singenden imitierten das Naturereignis mit ihren Stimmen und folgten dabei aufmerksam den ausdrucksvollen Handbewegungen von Chorleiter Julian Robin Müller.

Sie probten für ein einzigartiges gemeinsames Chorprojekt mit dem Mozartchor Speyer, dem Wormser Kammerensemble und dem Ensemble Chordial aus Mainz. Mit einer Konzertreihe in diesen drei Städten erinnern die Chöre in diesem Herbst an das jüdische Erbe der mittelalterlichen SchUM-Stätten am Rhein, die seit 2021 zum UNESCO-Welterbe gehören. Zwei zeitgenössische Vertonungen hebräischer Bibeltexte schlagen dabei die Brücke nicht nur zwischen Vergangenheit und Gegenwart, sondern auch zwischen jüdischer und christlicher Tradition.

Mit seinen ‚Chichester Psalms‘ hat sich Leonard Bernstein 1965 wie in kaum einem anderen seiner Werke zu seinen jüdischen Wurzeln bekannt. Und der Münchener Komponist und Hochschullehrer Enjott Schneider geht in seinem neuesten Oratorium ‚Kabbala‘ der gleichnamigen mittelalterlichen jüdischen Weisheitslehre auf die Spur.

Schneider hat das Werk eigens für diese Konzertreihe komponiert und war bei der gemeinsamen Probe in Worms anwesend. Für die Chöre war das eine interessante Erfahrung, konnten sie doch Hinweise zur Interpretation der einzelnen Passagen aus erster Hand bekommen. Wenn man normalerweise Werke verstorbener Meister wie Bach oder Mendelssohn singt, war das etwas ganz Besonderes. Und Schneider gab immer wieder wertvolle Anleitungen, etwa zu den Ton-Clustern, mit denen der Chor seine fast schon verzweifelten Rufe nach Frieden in den Himmel sendet. „Es kommt hier nicht darauf an, dass ihr die Töne genau trefft. Einige von euch sollten das sogar vollkommen frei herausschreien, ohne sich an den exakten Rhythmus zu halten.“

Doch Schneiders Oratorium erschöpft sich keineswegs in solch expressiven Elementen, die perkussiv stark unterstützt werden. Insbesondere die großen Anteile der Solovioline und des Soloaltus kommen in einem sehr sanglichen Duktus daher. Bei Bernsteins ‚Chichester Psalms‘ ist – ganz im Kontrast zur vorangegangenen Phase seiner Beschäftigung mit Zwölftonmusik – die Rückkehr zur Tonalität sowieso ein Markenzeichen.

Außer den drei Chören mit ihren Leitern Dieter Hauß, Daniel Rumpf und Julian Robin Müller, werden die Vokalsoli von Countertenor Yongbeom Kwon gesungen. Das Heidelberger Kantatenorchester in großer Besetzung, mit Blechbläsern und dreifachem Schlagzeug, gestaltet instrumental. Eine besonders herausgehobene Rolle kommt der neuen Geige von Soloviolinist Ingolf Turban zu. Sie wurde aus dreißig- bis fünfzigtausend Jahre altem neuseeländischen Kauri-Holz gefertigt und ist im vergangenen November erstmals konzertant in der Münchener Frauenkirche erklungen.

Mit an Bord des Konzertprojekts sind nicht zuletzt die drei Städte, deren Oberbürgermeister die Schirmherrschaft übernommen haben. Gefördert wird das Projekt unter anderem vom Land Rheinland-Pfalz, vom Landesmusikrat und von der Kulturstiftung Speyer.

Tickets gibt es zu 30,00 / 20,00 Euro online unter https://reservix.de/veranstaltungskalender?q=bernstein+kabbala bei Reservix mit allen angeschlossenen Vorverkaufsstellen sowie bei den jeweiligen lokalen Stellen und über die mitwirkenden Chöre.

Kontaktdaten

Galerie

Bildurheber: eichfelder artworks Worms

Top Themen

KinderCHORwissen: Ausbildung Kinderchorleitung in Rheinland-Pfalz

Ein praxisnahes Ausbildungsprogramm vermittelt ab 2025 zentrale Kompetenzen für die Leitung von Kinderchören. Kick-off ist am 25. Oktober.

Chorverbände in Rheinland-Pfalz starten gemeinsame Ausbildungsoffensive

Mit kinderCHORwissen qualifizieren die Chorverbände Chorleitende in Kinderchören. Noch bis zum 20. Oktober zum Kick-off-Treffen anmelden.

Zwei Chorvereine mit der Zelter-Plakette geehrt

Der gemischte Chor Hengstbach und der Männergesangverein Liederkranz Gonzerath erhielten in diesem Jahr die Zelter-Plakette.

Volkslieder gemeinsam singen

Einladung zum offenen Volksliedersingen, am 8. November im Restaurant Zum Winzerkeller in Fell.

Kinderchor Piccolinos lädt zur Schnupperstunde ein

Der Kinderchor Piccolinos aus Worms-Wiesoppenheim sucht neue Stimmen mit Kindern ab fünf Jahren. Los geht's am 24. Oktober.