ChoCo-Studie bestätigt: Corona bringt die Chormusik aus dem Takt

Rund 4.400 Chöre aus Deutschland, aus Österreich und der Schweiz, darunter auch zahlreiche Kinder- und Jugendchöre, beteiligten sich an der Umfrage.

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Bis zum 23. März 2021 waren Choraktive in Deutschland, Österreich und der Schweiz zur Teilnahme an der ‚ChoCo-Studie‘ – sprich: ‚Koko‘-Studie – der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt aufgerufen. Primär sollte die Situation der Chöre aus dem Amateur- und semiprofessionellen Bereich in Deutschland, Österreich und der Schweiz während der Corona-Pandemie systematisch untersucht werden. Auch professionelle Chöre waren zur Teilnahme eingeladen. Nun liegt die Auswertung in einer Studie vor, die starke Schäden in der Chorlandschaft feststellt.
An der Studie beteiligten sich rund 4.400 Chöre aus ganz Deutschland, aus Österreich und der Schweiz, darunter auch zahlreiche Kinder- und Jugendchöre. Die Umfrage richtete sich in erster Linie an Chorleitende, Chorvorstände und Verantwortliche. Pro Chor sollte die Umfrage nur einmal beantwortet werden.

Die wissenschaftliche Leiterin der Studie, Prof. Dr. Kathrin Schlemmer, stellte nach der Auswertung der anonym erfassten Daten in einem Interview mit dem NDR fest: „Wir können sagen, dass aktuell tatsächlich deutlich weniger Mitglieder aktiv sind als normalerweise. Nur ein Drittel der Chöre ist gerade in ihrer vollen Stärke aktiv. Ein weiteres Drittel ist leicht reduziert und das letzte Drittel hat erhebliche Verluste zu verzeichnen. Sechs Prozent der Chöre sind momentan überhaupt nicht aktiv.“ Bei den Kinder- und Jugendchören seien zwölf Prozent momentan nicht aktiv, erläuterte Schlemmer die besondere Dramatik der Situation in diesen Chören weiter. „Ob das jetzt alles Chöre sind, die dann ‚gestorben‘ sind, wissen wir nicht. Aber es ist auf jeden Fall eine starke Reduktion und man weiß natürlich noch nicht, ob die alle reaktivierbar sind.“

Die Professorin hatte den Fragenkatalog zur Studie gemeinsam mit Mitarbeitern des Carus-Verlags erarbeitet. Wenngleich die Befragung der Universität Eichstätt-Ingolstadt bei weitem nicht alle Chöre erfassen konnte, vermittelt die Studie nun dennoch einen generellen Eindruck der aktuellen Situation in vielen Chorvereinen und Chören, in denen es alleine in Deutschland etwa vier Millionen aktiv Singende gibt. Diese systematische Untersuchung bestätigt nun den Eindruck: Die Corona-Pandemie und ihre Folgen haben starke Schäden in der Chorlandschaft hinterlassen. „Was viele Choraktive bisher nur gefühlt hatten, ist nun im Prinzip bestätigt: Es ist eine sehr schwierige Situation und viele Aktive leiden sehr unter der Situation zur Passivität verdammt zu sein. Unter anderem hatten wir gefragt: Worunter leiden Sie momentan am meisten? Da kamen zum Teil Antworten wie: ‚Das fehlende Gemeinschaftsgefühl.‘ Aber ganz viele haben auch einfach geschrieben: ‚Dass wir nicht singen dürfen!‘ Singen ist für viele Menschen dieser eine Moment in der Woche, der sie aus dem Alltag heraushebt und der sie glücklich macht. Das fehlt jetzt eben.“

Die ‚ChoCo-Studie‘ fand unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Kathrin Schlemmer – Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt – statt. Co-Autoren und -Autorin der Studie waren Domkantor am Berliner Dom, KMD Tobias Brommann, UMD Prof. Jan Schumacher an der Goethe-Universität Frankfurt/Main sowie Ester Petri und Dr. Johannes Graulich vom Carus-Verlag.

Ein Download der Studie steht bei den Kollegen des ConBrio-Verlags – Neue Musikzeitung – bereit: service.conbrio.de/service/choco-studie/

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