Der Kreis-Chorverband Ahrweiler freut sich über eine Spende aus Baden. V.l. Josef Offele, Günter Nerger und Karl Wolff haben sich in Bad Neuenahr über die Situation nach der Flut ausgetauscht. Foto: T. Weber

Ahr-Chöre können nur allmählich wieder starten

Badischer Chorverband spendete 25.000 Euro. Vier Chorvereine im Ahrtal hatten in der Flut im Juli 2021 nahezu alles verloren.

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Es war Balsam für die geschundenen Seelen der Sängerfamilien und mehr, als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Der Präsident des Badischen Chorverbands, Josef Offele, überreichte, in Begleitung des Präsidenten des Chorverbands Rheinland-Pfalz, Karl Wolff, 25.000 Euro für flutbetroffene Chöre im Ahrtal.

Im bei der Flut zerstörten, aber mittlerweile wieder aufgebauten Sängerheim des Männer- und Frauenchors Bad Neuenahr – MFC – nahm Günter Nerger, der Vorsitzende des Kreis-Chorverbands Ahrweiler, die Spende entgegen. Das Geld gehe auf direktem Weg weiter zur Basis, nämlich zu den betroffenen Vereinen, bestätigte Nerger. Auch die Schulchöre der beiden Grundschulen in Ahrweiler und Bad Neuenahr sollen von der Spende profitieren.

Mehr noch als die 25.000 Euro, die durch Spenden von rund 50 badischen Chören zusammengekommen waren, freuen sich auch die Mitglieder aus den Chorvereinen über die gelebte Solidarität Gleichgesinnter aus ganz Deutschland. Wie überall wurden und werden immer noch Betroffene nach der Flutkatastrophe aus vielen Teilen des Landes unterstützt. Fußballer helfen Fußballern, Handwerker unterstützen Handwerker und Chöre eben Chören – von Chor zu Chor.

Und so war es auch für Josef Offele eine Selbstverständlichkeit, nicht bloß eine Überweisung zu tätigen, sondern sich auf den Weg ins Ahrtal zu machen, um sich selbst Bild der aktuellen Situation machen zu können. Offele, Wolff und Nerger nutzten das Treffen aber auch, um die Partnerschaft mit dem Badischen Chorverband zu vertiefen. Chöre aus Baden wollen dabei sein, wenn die betroffenen Ahrtaler Chöre ein gemeinsames Konzert planen und demnächst durchführen. Im Gegenzug wurde bereits eine Einladung nach Baden ausgesprochen. Nirgendwo anders als im Südwesten Deutschlands ist die Dichte der organisierten Singenden im Bezug auf die Gesamtbevölkerung höher, als in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg.

Auch die pandemische Lage überstanden die Chöre in den beiden Bundesländern während der letzten beiden recht gut. Die Zahl der aktiven Sängerinnen und Sänger sei im Chorverband Rheinland in dieser Zeit um vier Prozent zurückgegangen, sagte Karl Wolff. Besonders froh ist der Verband aber auch darüber, dass sich mittlerweile wieder reine Männerchöre bilden, waren und sie diese doch das Sorgenkind der Chorverbände.

Im Ahrtal, wo die Pandemie auf die Flutkatastrophe folgte, sieht das mit den Mitgliederzahlen beileibe nicht so rosig aus. Hier hat es vier Chorvereine besonders hart getroffen. Die Cäcilienchöre aus Heimersheim, der Männergesangverein Ahrweiler, der MFC Bad Neuenahr und der Liederkranz Ahrbrück haben praktisch alles verloren, was das Vereinsleben ausmachte. Archive sind weg, Fahnen und Noten riss die Flut mit, Instrumente sind verschwunden, Probenräume und Sängerheime zerstört. Viele der Sängerinnen und Sänger sind in ihren Existenzen seit der Nacht zum 15. Juli 2021 ebenfalls betroffen, da blieb bislang wenig Zeit, sich um den Verein zu kümmern. Genaue Schadenssummen liegen oftmals noch nicht vor, nur Helga Sonntag wusste zu berichten, dass der MFC Bad Neuenahr einen wirtschaftlichen Schaden von rund 130.000 Euro erlitten hat, alles nur zum Teil vom Wiederaufbaufonds gegenfinanziert.

Für die Chöre bleiben am Ende bis zu fünfstellige Summen, die sie allein schultern müssen. Wenn sie es denn aufgrund der häufig einhergehenden persönlichen Betroffenheit der Vorstände überhaupt schaffen, rechtzeitig die entsprechenden Anträge zu stellen. „Wir haben Förderanträge gestellt, dann ein paar Wochen nichts gehört, dann kamen Nachforderungen nach weiteren Belegen und so geht das immer weiter“, sagt MFC-Schatzmeister Hans Gerd Unger. Weil er selbst als Berater in Sachen Fördergelder tätig ist, fällt es dem MFC mit der Antragsstellung etwas leichter.

Für viele Vereine aber ist das Überleben nur dank der großen Solidarität und vielen Spenden möglich. „Wir werden ähnlich, wie nach dem Bau des Sängerheims, eine Tafel aufstellen, auf der sich die Namen aller Spender wiederfinden werden“, kündigte Helga Sonntag an. Was der stellvertretenden Vorsitzenden des MFC aber mindestens genauso wehtut, wie der entstandene materielle Schaden, ist die Tatsache, dass der Verein fast ein Dutzend aktive Mitglieder verloren hat. Das wiegt besonders schwer, da viele Chöre sowieso unter hohem Altersdurchschnitt und wenig Nachwuchs leiden. Auf zehn Prozent bezifferte Günter Nerger den Verlust an aktiven Stimmen im Bereich des Kreis-Chorverbands Ahrweiler im Zuge der Pandemie und der Flutkatastrophe. Das bringt so manchen Chor an den Rand seiner Leistungsfähigkeit.

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