Das Quartett ‚Sine nomine‘ bei seinem womöglich letzten Konzert in der Hinzerather Kirche. Foto: S. Ehses

Advent zwischen Klang, Klage und Hoffnung

Das Quartett Sine nomine schuf mit Musik aus Jahrhunderten und geistlichen Texten einen nachdenklichen Blick auf Advent und Gegenwart.

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Mit einem Adventskonzert hat das Quartett Sine nomine am dritten Adventssonntag die Filialkirche St. Johannes der Täufer in Morbach-Hinzerath noch einmal als Ort von Klang und gemeinsamer Aufmerksamkeit erfahrbar gemacht und mit Leben gefüllt. Unter dem Titel ‚Vier sagen euch an den lieben Advent‘ verbanden sich Musik aus vier Jahrhunderten und geistliche Texte der Pastoralreferentin Judith Schwickerath über Sehnsucht, Menschlichkeit und Vertrauen zu einer vielschichtigen Annäherung an die Zeit im Advent. Zugleich erhielt der Abend eine besondere Bedeutung als möglicher Abschied von diesem Kirchenraum.

Bereits die eröffnenden Orgelklänge setzten den Grundton des Konzerts. Advent – Ankunft – als Zeit des Wachens, des Aufmerkens und der Erwartung. In diese Stimmung stellte Judith Schwickerath das adventliche Flehen des Propheten Jesaja: „Tauet, Himmel, aus der Höhe, und Wolken regnet den Gerechten.“ Ihre Texte machten deutlich, wie gegenwärtig und schmerzhaft dieses Bild im Advent 2025 wirkt, vor dem Hintergrund von Krieg, Gewalt, politischer Zuspitzung und globalen humanitären Krisen. ‚Advent‘ wurde hier nicht als idyllische Vorweihnachtszeit beschrieben, sondern als ein existenzieller Ruf nach Gerechtigkeit und Frieden. 

Das Quartett Sine nomine griff diesen Spannungsbogen auf und führte ihn mit Liedern zum Advent aus volkstümlicher und geistlicher Tradition weiter. Die warmen Stimmen waren fein aufeinander abgestimmt und ließen Bilder von Licht, Rose und Hoffnung entstehen – leise, eindringlich und getragen von großer Aufmerksamkeit füreinander. Ein Besucher brachte diese Wirkung auf den Punkt: „Wunderschöne Lieder, dankbares Publikum!“

Zwischen den musikalischen Abschnitten verbanden Judith Schwickeraths Texte immer wieder weltpolitische Fragen mit persönlicher Erfahrung. Thematisiert wurden das Nicht-Wegsehen, die Suche nach menschlicher Haltung und die adventliche Aufgabe des einander Tröstens. In Anlehnung an Huub Oosterhuis‘ Appell „Sej a Mensch – Sei ein Mensch“ ist Advent als eine Einladung zu verstehen, Haltung zu zeigen, bewusst und verantwortlich zu handeln – menschlich, wach und hoffnungsvoll. 

Besonders eindrücklich wirkten die Vokalstücke aus den Zeiträumen des Mittelalters und der Renaissance. Ihre archaische Klangsprache öffnete einen Raum, der zeitlos wirkte und doch hochaktuell war. Sie trat zugleich in einen klaren Dialog mit den gestellten Fragen nach Gottes Nähe, nach Orientierung und Vertrauen. Die alten Hymnen vom Kommen Gottes, vom Licht in der Dunkelheit und von Immanuel – Gott mit uns – standen in spürbarem Dialog mit den Fragen der Texte: Wo bist du, Gott? Wann kommst du? Wie finden wir dich?

Im weiteren Verlauf führte das Konzert in eine ruhigere, stärker nach innen gerichtete Atmosphäre. Lyrische Orgelklänge und weihnachtlich geprägte Chorsätze zeichneten innere Bilder von Hirten, von Aufbruch, von zarter Hoffnung. Schwickeraths poetische Gedanken zum Unterwegssein des Menschen, inspiriert von Karl Rahners Bild der ‚seligen Reise‘, vertieften diesen Abschnitt. Sehnsucht erschien dabei als bleibende Begleiterin, die trägt und zugleich fordert, manchmal schmerzend, aber immer in Bewegung haltend.

Immer wieder wurde auch das Publikum einbezogen. In den gemeinsam gesungenen Adventsliedern entstand ein Moment spürbarer Verbundenheit, in dem aus Zuhörenden eine singende Gemeinschaft wurde. Vor dem Hintergrund der möglichen Aufgabe und dem Abriss der Kirche erhielt der Abend eine zusätzliche Ebene. Das Konzert wurde auch als Abschied wahrgenommen von einem Raum, der für viele mit Erinnerungen verbunden ist. Sine nomine hatte hier bereits mehrfach gesungen – nun klang dieser Raum vielleicht zum letzten Mal in solcher Fülle. Eine Besucherin formulierte es so: „Es war ein ganz besonderes Konzert in dieser ‚aufgegebenen Kirche‘“. 

Der Schluss blieb bewusst zurückhaltend. Im Raum stand eine ruhige, feierliche Hoffnungsperspektive, mit der Bitte um offene Herzen, um den Mut zum Weitergehen und um Frieden, sowohl im persönlichen Leben als auch in der Welt. Die Engelbotschaft „Friede auf Erden“ blieb als Verheißung im Raum.

Die Dankbarkeit des Publikums spiegelte sich in zahlreichen herzlichen Rückmeldungen nach dem Konzert wider. Ulrike Braun brachte die Eindrücke vieler auf den Punkt „Es war ein feierliches, festliches Weihnachtskonzert – herzlichen Dank an Sine nomine.“

Beim anschließenden Beisammensein klang der Abend in Gesprächen bei Glühwein und Gebäck weiter nach. Zurück blieb das Gefühl, dass dieses Konzert mehr war als eine musikalische Stunde: Es wurde zu einem Moment des Innehaltens, des Abschieds und der Hoffnung – getragen von Klang, Wort und gemeinsamer Erwartung.

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Bildurheber: Stephanie Ehses

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