Perspektiven – und wo bleibt Rheinland-Pfalz?

BMCO-Präsident Strasser: Bundesländer müssen nun den Lockerungen in Bayern nachziehen, damit die Chöre und Orchester endlich wieder proben können
Bleibt zu hoffen, dass ein 'Neustart Kultur' auch in Rheinland-Pfalz gelingt. Foto: BKM

Im Bundesland Bayern wurde als Ziel für die Wiederaufnahme der Amateurmusik der 21. Mai ausgegeben. Mit Einschränkungen und wenn die Inzidenzzahlen stabil bleiben, darf ab diesem Tag wieder in Chören und Orchestern geprobt werden. Baden-Württemberg hat bereits seit langem ein Kulturfördergesetz. Entsprechend umfasst der neue Koalitionsvertrag die intensive Förderung der Musikkultur – auch der Amateurmusik. Insbesondere nach dem aktuellen Koalitionsvertrag steht die Musik in Baden-Württemberg besser da denn je.

Prof. Dr. Hermann Wilske, Präsident des Landesmusikrates Baden-Württemberg, kann erfreut Stellung nehmen: „Ich vermag mich an keinen Koalitionsvertrag aus den letzten Jahrzehnten zu erinnern, in dem der Musik eine derart intensive Förderung zugekommen wäre. Die Erhöhung der Landeszuwendungen für die Musikschulen auf 15 %, die beabsichtigte Anhebung der Pauschalen für die Chor- und Orchesterleitenden in der Amateurmusik und die Einrichtung zweier weiterer Hochbegabtengymnasien Musik in Freiburg und Mannheim seien stellvertretend erwähnt. Alle genannten Maßnahmen stellen zudem keine kurzfristige Projektförderung dar, sondern tragen vielmehr ebenso substanziell wie langfristig zum Erhalt und weiteren Ausbau des Musiklandes Baden-Württemberg bei.“

Aber wie steht Rheinland-Pfalz aktuell zum Thema Kultur nach den Koalitionsverhandlungen? Fakt ist, das Kulturfördergesetz, das von zwei Koalitionspartnern – FDP und Grüne – explizit im Wahlprogramm aufgeführt wurde, ist nun vom Tisch. Kein Wort mehr dazu im aktuellen Koalitionsvertrag. Im Wahlprogramm der SPD gab es dazu eine eher schwammige Formulierung. Und auch der neue Ministerienzuschnitt und die Teilung des Themas Kultur hinterlässt zusätzlich ein ungutes Gefühl, fast so als gäbe es die Fragestellung: “Wohin jetzt mit der Kultur?”

Der Präsident des Landesmusikrates Rheinland-Pfalz, Peter Stieber: „Die Zuordnung der Kultur in Rheinland-Pfalz zum Familienministerium und die Tatsache, dass der mit Abstand finanziell gewichtigste Bereich, die Generaldirektion kulturelles Erbe, nicht mehr Teil des Kulturessorts ist, sondern dem Innenministerium zugeschlagen wird, sind für mich besorgniserregende Signale. Dass außerdem das von den drei Koalitionsparteien vor der Wahl als notwendig erachtete Kulturfördergesetz nicht Bestandteil des Koalitionsvertrags wurde, ist eine große Enttäuschung für die gesamte Kulturszene des Landes. Wir hoffen dennoch auf einen konstruktiven Dialog mit der neuen Landesregierung, der den Eindruck der geringen politischen Wertschätzung der Kultur revidiert. Dies vor dem Hintergrund der schwersten Krise für die Kultur in unserem Land seit 75 Jahren.“

Im generellen Vergleich zu anderen Bundesländern schneidet Rheinland-Pfalz bei der Kultur einmal mehr denkbar schlecht ab. Was bleibt ist die Hoffnung darauf, dass es in den kommenden Jahren besser wird, als es der gegenwärtige Umgang mit dem Thema – ‚unter anderem Kultur‘ – befürchten lässt. Immerhin lässt die Pressekonferenz vom 11. Mai hoffen. Denn man arbeitet nun an Modellprojekten mit wissenschaftlicher Begleitung in den Bereichen Breitensport, Amateurmusik und Chorsingen, in Abstimmung mit den kommunalen Spitzenverbänden. Details werden in den kommenden Tagen mit den örtlichen Landkreisen und kreisfreien Städten besprochen. Die Kultur kann, unter Auflagen – Test, Abstand, Maske, Teilnehmerbeschränkung – ab dem 21. Mai wieder im Freien eröffnen. Immer unter der Voraussetzung stabiler Fünf-Tages-Inzidenzen. Was aber die Amateurmusik angeht – aktuell und auch noch auf Sicht: Fehlanzeige.

Zusammenfassend lässt sich nach den Wahlen in den beiden benachbarten Bundesländern feststellen: In Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz haben die Landtagswahlen für die Kultur zu sichtbar unterschiedlichen Ergebnissen in den Koalitionsverträgen geführt. Während der Landesmusikrat Baden-Württemberg den neuen Koalitionsvertrag als starkes Zeichen für die Musik bewertet, übt der Landesmusikrat Rheinland-Pfalz Kritik am künftigen Ressortzuschnitt für die Kultur sowie an nicht eingehaltenen Wahlversprechen. Es ist nun an der rheinland-pfälzischen Landespolitik den Stellenwert der Kultur und deren Wertschätzung  im Land darzulegen. „Kultur fällt uns nicht wie eine reife Frucht in den Schoß. Der Baum muss gewissenhaft gepflegt werden, wenn er Frucht tragen soll.” – Albert Schweitzer

Der Präsident des Bundesverbands Chor und Orchester, Benjamin Strasser, kommentierte die Öffnungen zur Amateurmusik in Bayern: „Der Beschluss des Ministerrats in Bayern ist für die Amateurmusik in Deutschland ein wichtiges Signal. Unser aller Werben für verantwortungsvolle Öffnungsperspektiven und eine Wiederaufnahme von Proben zeigt Wirkung. Jetzt müssen andere Bundesländer nachziehen, damit die vielen Chöre und Orchester endlich wieder proben können. Wir fordern die Wiederermöglichung von Proben für Chöre und Orchester in ganz Deutschland!“

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SINGENDES LAND richtet sich an Choraktive, Chorinteressierte und Fans guter Chormusik in Rheinland-Pfalz und der angrenzenden Regionen. SINGENDES LAND erscheint viermal im Jahr mit Tipps und Hinweisen rund um die Chormusik für Chorvorstände (Entscheider), Chorleiter, aktiv singende sowie chorinteressierte Leser. SINGENDES LAND ist Informationsmedium und Kommunikationsplattform. Nach umfassendem Relaunch in Layout und Redaktion gewinnt das Chormagazin zunehmend weitere interessierte Leser. Chorinteressante Themen, spannend und fundiert aufbereitet, geben Choraktiven und Chorinteressierten praxisorientierte Tipps und Hinweise — von A wie Auftritt über C wie Choreografie, Chorportrait oder CD-Produktion und M wie Mitgliederwerbung oder Medienerstellung bis Z wie Zuschussgewinnung. Die Printausgabe von SINGENDES LAND – Das Magazin zur Chorkultur erscheint immer zur Mitte eines Quartals und wird herausgegeben vom Chorverband Rheinland-Pfalz.



Zitat-Quellen: Pressemitteilungen Landesmusikrat Rheinland-Pfalz und Bundesmusikverband Chor und Orchester.

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