Chormusik auf hohem Niveau war das Ergebnis, das Andrea Stüber, Chordirektorin FDB, nach intensiver halbjähriger Probenarbeit am 29. Oktober in der dritten Auflage des Konzertes ‚Klangmomente‘ mit den etwa siebzig Akteuren in der Pfarrkirche St. Remigius in Reinsfeld präsentierte. Premiere hatte dabei auch ein eigens ins Leben gerufener Frauenchor.
Mancher Veranstalter steht, aufgrund der – durch die aktuell noch immer unsicheren Situation – entstandenen zögerlichen Haltung der Zuhörerschaft sich für einen Konzertbesuch zu entscheiden, vor halb leeren Hallen. Nicht so der Quartettverein Reinsfeld. Der Vorsitzende Herbert Eiden blickte bei seiner Begrüßung in eine voll besetzte Pfarrkirche. Und die Akteure freuten sich, das Ergebnis der sechsmonatigen Mühen vor so vielen Zuhörenden präsentieren zu dürfen. Das hat sicherlich auch etwas damit zu tun, dass der Name ‚Klangmomente‘ aus den Erfahrungen der Jahre 2016 und 2018 heraus die an der Chormusik Interessierten aufhorchen ließ.
Alle Akteure waren auf den Punkt topfit, angesichts de großen Publikums besonders motiviert und lieferten erneut ein bombastisches etwa zweistündiges Konzert ab. Mittels Beamertechnik wurden zu den Musiktiteln passende Bilder projiziert und ein ausgewogenes Beleuchtungskonzept unterstrich die Stimmung mit farbigen Lichtern. So wurde das Konzert auch optisch gestaltet.
Das Programm bot im Wechsel zwischen geistlicher und weltlicher Musik Kompositionen und Arrangements aus verschiedenen Stilepochen von der Klassik bis zur Neuzeit. Durch das Programm führte Michael Müller in bewährter Manier. Er gab kurze Informationen zum Inhalt der Lieder und stellte diese, mit humorvollen Anmerkungen, teils in Reinsfelder Platt vor. So lockerte er das Konzert auf und hielt dennoch die Spannung auf das Kommende aufrecht.
Den Anfang machte der gemischte Chor des Quartettvereins mit dem Song ‚Gut wieder hier zu sein‘ von Hannes Wader. Es war sowohl die musikalische Begrüßung als auch zugleich die Freude darüber, endlich wieder vor großem Publikum singen zu können. Gleiches galt für das zweite Lied ‚Have A Nice Day‘ von Lorenz Maierhofer und ‚Bring Me Little Water, Silvy‘ von Huddy Ledbetter, das von der Body-Percussion einer kleinen Sängergruppe begleitet wurde. Mit zwei getrageneren Stücken – ‚Invocation‘ von Claudia Bigler und ‚Die Nacht‘ von Christian Dreo, Text Franz Suppan – beendete der gemischte Chor seinen Part.
Der Männerchor setzte mit vier leisen, getragenen Weisen das Programm fort. Mit dem Psalm 103 ‚Lobe den Herrn meine Seele‘ von Gerhard Rabe, dem ‚Abendfrieden‘ von Franz Schubert, ‚I Månans Skimmer‘ des schwedischen Komponisten August Södermann sowie dem durch die Comedian Harmonists berühmt gewordenen ‚Irgendwo auf der Welt‘ wurden unterschiedliche Stilrichtungen bedient. Davon völlig abgesetzt und für den Zuhörer überraschend war dann der Abschluss mit dem deutschen Scherzlied ‚Jetzt fahr’n wir übern See‘ in einer Bearbeitung von Rolf Lukowsky. Der Kenner des Liedes weiß, dass das letzte Wort jeder Strophe erst bei der Wiederholung gesungen werden darf. In dieser Version werden die Spannungspausen durch allerlei Einwürfe vom ‚psst‘ über einen Jagdhornruf bis hin zu heftigen Diskussionen um das fehlende Ruder und das Ende des Liedes ausgefüllt und so das Lied unterbrochen. Für ungeübte Sänger scheint es schier unmöglich, das Lied, ohne erneute Tonangabe, mit einem vierstimmigen Akkord fortzusetzen – aber nicht so die Akteure an diesem Abend.
Im dritten Teil hatte der eigens für dieses Projekt gebildete Frauenchor seinen Premierenauftritt. Für so manchen Musikkenner scheint dies ein Wagnis zu sein. Aber, wie der Volksmund sagt: „Wer nichts wagt, der nichts gewinnt.“ Und gewonnen haben die Frauen, sowohl mit der abgestimmten Liedauswahl, als auch mit ihrer chormusikalischen Präsenz. Schwungvoll begann der Auftritt mit ‚Rock My Soul‘ von Lorenz Maierhofer und schwungvoll ging es mit ‚If You’re Happy‘ von Robert Sund weiter. Gänsehaut kam mit der glockenreinen Stimme der 15-jährigen Solistin Miriam Weist, im von Gerd Sackenheim für dreistimmigen Frauenchor arrangierten ‚Abendsegen‘ aus der Oper Hänsel und Gretel von Engelbert Humperdinck auf. Gänsehaut auch beim folgenden Terzetto ‚Die Engel‘ aus dem Elias von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Mit besinnlichen Texten vorab und dem Song ‚I Have A Dream‘ von Mary Donelly beendete der Frauenchor seinen beeindruckenden Konzertpart.
Im letzten Teil füllte sich dann der Altarraum mit den etwa 70 Akteuren des gemischten Projektchores. Mit ‚I Will Sing With The Spirit‘ von John Rutter und dem ‚Alleluia‘ von Douglas Brenchley standen zwei geistliche Lieder zu Beginn. Es folgten der Erfolgstitel der Gruppe Wind ‚Für alle‘ und der Gospel ‚In Your Arms‘ von Calvin Bridges und Tore W. Aas, mit Christoph Kirsten als Solist.
Das Abendlied ‚Neigen sich die Stunden‘ von Lorenz Maierhofer beendete den offiziellen Teil des Konzerts. Einige Stücke des Frauen- und Projektchores wurden durch Frank Weilerswist bewährt am Klavier begleitet. Die minutenlangen stehenden Ovationen eines begeisterten Publikums forderten natürlich eine Zugabe. Diese wurde auch gegeben, allerdings nicht ohne Beteiligung der Zuhörer. Mit dem vom Publikum stimmkräftig mitgesungenen ‚Amazing Grace‘ endete ein Konzert, für das der Leiterin Andrea Stüber und den Akteuren, auch aus dem Mund von Fachleuten aus der Musikszene, hohe Anerkennung gezollt wurde.
Zuhörer und Akteure trafen sich danach noch in der Kulturhalle zu einem fröhlich entspannten ‚Afterglow‘ bei dem auch noch das eine oder andere Lied gesungen wurde.