Chöre aus dem Ahrtal sagen Danke

Eine Woche vor dem zweiten Jahrestag der Ahrflut veranstaltete der Kreis-Chorverband Ahrweiler am 8. Juli – nach mehr als dreijähriger Pause wegen der Pandemie und der verheerenden Flutkatastrophe – wieder ein Kreis-Chorkonzert in der Festhalle Heimersheim. Bis 2019 wurde dieses Konzert im jährlichen Rhythmus durchgeführt. Die Einschränkungen ab 2020 und die folgende Flut in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 hatten tiefe Spuren bei den Menschen, Vereinen und in der gesamten Kulturszene im Ahrtal hinterlassen.

Von den Wassermassen direkt betroffen waren die Chorvereine Liederkranz Ahrbrück, MGV Ahrweiler, MFC Bad Neuenahr und die Cäcilienchöre Heimersheim, sowie die dem Kreis-Chorverband angeschlossenen Schulchöre der Grundschulen Bad Neuenahr und Ahrweiler. Dank einer beispiellosen Hilfsbereitschaft von Einzelspendern, von Vereinen – insbesondere von anderen Chören -, von Firmen und weiteren Institutionen ist es den Chorvereinen gelungen, wieder Fuß zu fassen und den Probenbetrieb wieder aufzunehmen. Mittlerweile ist Chormusik wieder überall im schönen Ahrtal zu erleben.

Den damals stark betroffenen Chören, Chorvereinen und dem Kreis-Chorverband Ahrweiler war es jetzt ein Herzensanliegen, kurz vor dem zweiten Jahrestag, den bundesweiten Spendern mit einem besonderen Konzert DANKE zu sagen. Der Einladung aller bekannter Spender folgten viele und sie kamen mit Abordnungen nach Heimersheim, um auch die entstandenen Freundschaften zwischen den Chören weiter zu festigen. Das Wort DANKE stand daher  – neben der Chormusik  – im Mittelpunkt der Veranstaltung. Der Vorstand des Kreis-Chorverbands erhoffte sich, mit diesem Auftakt auch einen kulturellen Beitrag auf dem Weg zur Normalität leisten zu können.

Während der 1. KCV-Vorsitzende Günter Nerger die Gäste begrüßte – darunter auch zahlreiche Ehrengäste aus Kultur und Politik – warteten die jungen Sängerinnen und Sänger aus den beiden Grundschulen in Ahrweiler und Bad Neuenahr bereits voller Vorfreude darauf, vor diesem großen Publikum zu zeigen, was sie im Musikunterricht gelernt hatten. Zum Abschluss es Auftritts lud Chorleiterin Maike Seidl das gesamte Publikum noch dazu ein, gemeinsam mit den knapp 60 Kindern den Kanon ‘Lachend kommt der Sommer’ zu singen, und ja, es funktionierte hervorragend. Die Kinder und die beiden Schulleiter Ursula Bell und Klaus Mührel wurden darüber hinaus von einer großzügigen Spende des Hausberg-Wettertal-Sängerbunds überrascht, die von Heike Leander, der Vorsitzenden und ihrer Schatzmeisterin Angelika Kuntz überreicht wurde. Die beiden hatten die Reise ins Ahrtal gerne in der Hoffnung unternommen, den Kindern etwas Freude zu bereiten. Und dies gelang ihnen offensichtlich sehr gut.

Als Hausherren traten im Anschluss die Aktiven der Cäcilienchöre 1863/1985 Heimersheim auf. Ein moderner Chor mit einer nahezu 160-jährigen Tradition. Sowohl der Männerchor als auch der gemischte Chor zeigten ihre Dankbarkeit an die unzähligen Spender mit einem musikalischen Blumenstrauß. Unter der Leitung von Jürgen Rieser, der dankenswerterweise für die vor drei Wochen völlig überraschend verstorbene – neue – Chorleiterin Olga Backhaus eingesprungen war, genoss das Publikum Auszüge aus dem Repertoire der beiden Chöre. Der Wahlspruch der Cäcilienchöre, ‘Der Tradition verbunden, die Zukunft fest im Blick’, behielt trotz der Ereignisse in schwierigen Zeiten weiterhin seine Gültigkeit.

Nach halbstündiger Pause starteten die Sängerinnen und Sängern des MFC – Bad Neuenahrer Männerchor 1862 und Frauenchor in den zweiten Teil des Konzerts, mit einer Auswahl an fröhlichen Arrangements. Darunter ‘Der Kuckuck und der Esel’ oder auch ‘Mein kleiner grüner Kaktus’, die von den Aktiven unter Leitung von Chordirektor Jürgen Rieser mit sichtlicher Freude gesungen wurden. Zwischen den Stücken erläuterte die neu gewählte 1. Vorsitzende Helga Sonntag die Situation vor und nach der Flut. Und sie sprach voller Dankbarkeit auch über die Wiederherstellung des Sängerheims.

Der gemischte Chor Liederkranz Ahrbrück wurde 1913 als reiner Männerchor gegründet und ist seit 1978 ein gemischter Chor. Er folgte auf die Neuenahrer und sang unter der bewährten Leitung von Raimund Jacobs. Ihre Vorsitzende Rita Löhndorf gab einen kurzen Einblick in die Lage des Chors. Von den Aktiven waren rund 90 Prozent direkt von der Flut betroffen. Bis auf eine Sängerin sind aber alle noch an Bord und das Vereinsleben marschiert trotz der bestehenden Probleme im oberen Ahrtal mit Mut und Freude weiter in Richtung Normalität. Das letzte Stück, das die Ahrbrücker sangen, war mit ‘Good News – Gute Neuigkeiten’ daher thematisch passend und richtungsweisend.

Den Abschluss des Konzertnachmittags machten die Sänger der Chorgemeinschaft Ahrweiler-Walporzheim, unter der Leitung von Chordirektor Wilfried Schäfer. Der Vorsitzende Winfried Ley erzählte, dass der Chor im Jahr 2019 noch 43 aktive Sänger hatte, es nun aber mit Mühe 20 Aktive seien. Einige Mitglieder verstarben in der Zwischenzeit, andere verließen nach Flut das Ahrtal. Aber Dank der Unterstützung aus dem ganzen Land gehe es auch in der Chorgemeinschaft weiter. Für das Konzert hatten die im Chor Aktiven einige Stücke ausgewählt, die ihre Heimat, das Ahrtal, den Wein und insgesamt die wunderschöne Natur thematisierten.

Nach kurzen Schlussworten von Günter Nerger und dem Präsidenten des Chorverbands Rheinland-Pfalz, Karl Wolff, bat Wilfried Schäfer in seiner Eigenschaft als Kreis-Chorleiter alle Chöre nochmals auf und vor die Bühne, um gemeinsam mit dem Publikum in der Heimersheimer Festhalle als Schlusslied ‘Kein schöner Land’ zu singen. Dies gelang hervorragend, nicht zuletzt, weil im Publikum auch viele Abordnungen von Chören aus dem gesamten Bundesgebiet sangen.

Das gesetzte Ziel, einen kulturellen Beitrag auf dem Weg zur Normalität zu leisten, wurde nach einhelliger Meinung der Anwesenden mehr als erreicht. Die Chöre präsentierten sich in Bestform und der musikalische Dank an die Spender wurde sehr gut aufgenommen. Der Vorstand des Kreis-Chorverbands Ahrweiler plant für das kommende Jahr wieder ein solches Kreis-Chorkonzert und auch ein Schulchorsingen, wie es vor den extremen letzten Jahren stets gute Tradition war. Damit ist der Weg wieder in Richtung ‘Normalisierung’ eingeschlagen.